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Identitätsbildungsprozesse als Teil der Krisenbewältigung

Die nun dem Ende zugehende Corona-Pandemie hat reichlich Potential gehabt, Identitätsbildungsprozesse auszulösen. Dass wir kollektiv sehr ähnlich darauf reagiert haben, und bestehende Identitätszustände einen Einfluss auf das Erleben der Pandemie gehabt haben, konnte ich mit meiner ersten Erhebung aus dem Spätsommer 2020. Die Pubikation dazu ist hier erhältlich.

Aktuell befasse ich mich diesbezüglich nun mit einer Rückschau auf das Erleben und die Belastungen der vergangenen drei Jahre. Die Erhebung dazu startet in Kürze.

Reflexion individualpsychologischer Theorienbildung anhand synthetischer Konstruktionsmodelle der chinesischen Kultur

Diese Forschungsarbeit basiert auf zwei Grundeinflüssen: den Integralen Studien von Ken Wilber und dem Daoismus/Taijiquan als Erfahrungswissenschaft. Aus der eigenen Taijiquan-Praxis heraus habe ich mich mit dem Qi-Konzept des Daoismus auseinandergesetzt und so eine eigene energetische Perspektive entwickelt. Im Werk von Ken Wilber habe ich dann viele Aspekte und Perspektiven meiner eigenen, aus dem Taijiquan hervorgegangenen, Sicht wiedergefunden. Dieses führte dazu, in meiner Diplom-Arbeit eine Kritik an Wilber vorzunehmen und eine vertiefte Betrachtung des Bewusstseinsbegriffes vorzunehmen, der in der Psychologie eine eigen(artig)e Rolle spielt. Im Rahmen dieser Arbeit entwickelte ich ein energetisches Verständnis des Bewusstseins und führte so Wilber und Qi-Perspektive zusammen.

Darauf aufbauend habe ich dann die meines Erachtens zentrale Schaltstelle in der Psyche fokussiert: die Identität. Dieser Schritt ist insofern logisch folgend gewesen, als dass alle Autoren der Identitätspsychologie betonen, dass Identität ein Produkt des Bewusstseins ist. Allerdings führt keiner der Autoren aus, was er unter bzw. wie er explizit Bewusstsein versteht. Das aber ist meines Erachtens relevant für das Verständnis von Identität. Ich selbst bin vom Bewusstseinsbegriffe gekommen und bei der Identität gelandet. Im Rahmen meiner Dissertation habe ich daher dann das energetische Bewusstseinsverständnis durch Überlegungen der Quantenmechanik erweitert und aus dieser Perspektive heraus den Integralen Ansatz von Wilber auf Identität angewendet. Somit habe ich ein Theorem erzeugt, welches aufzeigt, wie Bewusstsein über alle Seins-Ebenen hinweg oder besser durch alle Lebensbereiche hindurch ein Ich und Identität generiert. Gleichzeitig zeigt mein Theorem auch auf, wie religiöse, spirituelle und Transzendenzerfahrungen einzuordnen und transpersonale Entwicklungen möglich sind. Dabei kritisiere ich die Ansätze der Disidentifikation als transpersonale Entwicklung, wie sie z.B. von Grof vertreten werden.

Wieder zurückschwingend zum Daoismus habe ich dann angefangen, ein Modell zu entwerfen, welches die energetische Wandlungsdynamik der chinesischen Lehre auf die psychischen Funktionen anwendbar macht. Identität ist nur eine Funktion unter mehreren, welche dem Bewusstsein innewohnen. Mit Hilfe des Modells der 5 Wandlungen (meist besser als 5-Elemente-Lehre bekannt) habe ich dann zu sortieren angefangen, wie die Hauptfunktionen des Bewusstseins in Beziehung zueinander stehen. Gleich zwei Potentiale ergeben sich dadurch: erstens kann die energetische Perspektive auch bei der Betrachtung westlich-psychologischer Gegenstände erhalten bleiben, und zweitens wird die Zergliederung in der westlichen Psychologie überwunden. Diese hat Fachbereiche entwickelt, welche sich intensiv um Motivation, Verhalten, Denken, Gedächtnis usw. kümmern und viele Theoreme zu diesen Gegenständen entwickelt haben. Was aber bislang fehlte, ist ein Modell oder Konzept, das diese Einzelbereiche wieder zusammenführt und gemeinsam im Individuum verortet. Mit dem Modell der psychodynamischen Wandlungen habe ich einen Entwurf hierfür vorgelegt.

Das Subjekt des Politikers

Mein zweites Forschungsfeld befindet sich in der Kritischen Politischen Psychologie. Basierend auf 10 Jahren eigener Erfahrung als Politiker und geprägt durch die Diskurse der Frankfurter Schule und Kritischen Theorie widme ich mich der Frage, welche Mechanismen die (Ohn-)Machtverteilung und Veränderungsresistenz in der Politik aufrechterhalten. Während die kritische Soziologie und Philosophie vor allem auf Fragen der Sprache, der Institutionalisierung, der Zeichen und Symbole usw. abzielen, die kritische Ökonomie auf Vermögensverteilung und Produktionsmittel fokussiert und die Kritische Politische Psychologie in ihrer psychoanalytischen Prägung auf Bedürfnisse, Triebe, Verdrängungen und Pathologien achtet, versuche ich, das Subjekt des Politikers zu fokussieren – und zwar als ganz normalen Menschen. Damit versuche ich nicht, die bestehenden Kenntnisse zu Macht und ihrer Erhaltung in Frage zu stellen. Ich versuche vielmehr, eine Facette hinzuzufügen, die nur selten in den Blick genommen wird: nämlich die Wirkungen des politischen Systems auf den Politiker selbst, die sozialpsychologischen und individualpsychologischen Mechanismen, die in uns allen sind, aber im politischen Bereich implizit machterhaltend wirken.

In einem ersten Aufsatz habe ich daher als Erstes grundlegende Alltags-Denkmuster herausgearbeitet, welche Ausbeutung, Rassismus usw. ermöglichen. Bei diesen geht es jedoch weniger um Inhalte als mehr um Strukturen des Denkens, z.B. dehumanisierende Effekte der Kategorienbildung. Mit meinem zweiten Aufsatz habe ich ein Element anhand eines konkreten Beispiels näher untersucht. Hier ist es um die Frage gegangen, weswegen die 68er-Bewegung genauso wie moderne Sozialbewegungen à la Occupy (FridayforFuture gab es zu dem Zeitpunkt noch nicht) in dem Sinne gescheitert sind, als dass sie an den Grundfragen der Ausbeutung, des Rassismus usw. nichts wesentlich verändern konnten. In meinem aktuellen Aufsatz fokussiere ich nun auf das Subjekt des Politikers und untersuche ich die Mechanismen, welche dieses so agieren lassen, dass sich an der Macht nichts ändert. Im Mittelpunkt stehen dabei die uns alle treffenden Mechanismen jenseits von Persönlichkeit oder Pathologie.

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